Ich möchte durch die Darstellung meiner Beobachtungen insbesondere interessierten Eltern eine andere Sichtweise auf die Freie Schule Albris und ihre Spielstuben zeigen, als dies durch Darstellungen der Schule möglich ist. Deshalb hier meine Kritikpunkte im einzelnen:
Die Schule hält sich selbst nicht an die Ideale, die sie vorgibt umsetzen zu wollen
Einzelheiten dazu finden sich teilweise in den Folgenden Punkten.
Psychische Manipulation
An der Freien Schule Albris wird versucht Schüler in ihrer Meinung zu beeinflussen. Dies geschieht dadurch, dass immer wieder suggeriert wird, dass eine Aussage des Lehrers auch die eigene Meinung sei oder dass nur eine einzige logische Schlussfolgerung möglich sei. Wer den teilweise esoterischen Aussagen der Lehrer widerspricht wird als dumm und unbelehrbar hingestellt. Viele meiner Aufsätze, in denen nach meiner Meinung gefragt war, wurden von den Lehrern so lange inhaltlich „korrigiert“, bis darin die Meinung des Lehrers bzw. der Schule stand. Es fielen Sätze wie: „Das können Sie doch nicht ernst meinen!“* oder: „Das hatten wir aber anders besprochen.“* Dieses Vorgehen steht im Widerspruch zum selbst erklärten Ziel, die Schüler zu selbstständig denkenden Menschen zu erziehen. Die Manipulation erstreckt sich meines Erachtens nicht nur auf Schüler, sondern auch auf Lehrer, Eltern und Paten (finanzielle Unterstützer der Schule). Unter anderem wurden Lehrer, Eltern und Paten durch das Einreden eines schlechten Gewissens dazu genötigt Geld „für die gute Sache“* zu spenden.
sektenähnliche Struktur der Freien Schule Albris
In der Hierarchie der Schule steht der Schulgründer Sigurd Böhm an der Spitze und entscheidet allein über die inhaltliche und pädagogische Richtung der Schule. Ihm ordnen sich der Schulleiter, alle Lehrer und sonstigen Mitarbeiter unter, wobei es auch innerhalb des Kollegiums noch hierarchische Strukturen gibt. Sigurd Böhm hält regelmäßig Vorträge für den sogenannten Studienkreis, in denen es so weit ich weiß um unterschiedliche esoterische, aber auch politische Themen geht. Um Sigurd Böhm und auch Rudolf Steiner wird ein regelrechter Personenkult praktiziert. In Zusammenhang mit der psychischen Manipulation macht diese Struktur auf mich den Eindruck einer Sekte, deren Mitglieder dies natürlich vehement abstreiten.
unwissenschaftliche Unterrichtsinhalte
An der Freien Schule Albris wird ein unwissenschaftlicher bzw. pseudowissenschaftlicher Unterricht praktiziert. Naturwissenschaftliche Vorgehensweisen werden bewusst abgelehnt. Die Fächer Physik und Chemie wurden auch vom zeitlichen Umfang sehr vernachlässigt. Hier einige Beispiele aus dem Fach Geschichte: In der Wiege der Menschheit, so hieß es, seien in Atlantis die ersten Menschen geschwebt. Der „Turmbau zu Babel“ wurde als geschichtliche Tatsache dargestellt. Im Geschichtsheft (Schulbücher gibt es an Waldorfschulen nicht) gibt es einen Eintrag mit der Überschrift „Wie es zum Krieg um Troja kam“. Darin geht es um Götter und Halbgötter. Darunter steht nicht etwa, dass es sich um eine Sage handelt, sondern: „Dies geschah etwa um das Jahr 1200 v. Chr. In der Morgenröte der Griechischen Geschichte.“
Ich meine, dass dieser Unterricht ein falsches Bild der Welt zeigt und deshalb an einer allgemeinbildenden Schule nichts verloren hat. Man könnte hierin auch ein Verstoß gegen Artikel 7 des Grundgesetzes sehen. Es steht ja jedem frei in seiner Freizeit an Engel, Götter oder, wie ich, an das Fliegende Spaghetti Monster zu glauben, aber im Unterricht sollte es meiner Meinung nach um die Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse gehen. Das erreichen der staatlichen Abschlüsse wird durch diese Vorkenntnisse erheblich erschwert (Die Statistik, der Freien Schule Albris über die Abschlüsse ist dazu nicht aussagekräftig).
Einen relativ großen Anteil am Unterricht arbeiten die Schüler übrigens in Albris, um dort die Landschaft zu gestalten oder Gebäude zu bauen.
Abschottung nach Außen
Die Schule stellt sich als einzige Alternative dar, in dem alles andere schlecht gemacht wird. Da draußen gibt es die böse „Staatsschule“, die die Schüler nur auf das böse Alltagsleben vorbereiten will. Da gibt es andere Waldorfschulen, die aber Steiner nicht verstanden haben und deshalb eigentlich „Staatsschulen“ im „Waldorfgewand“ sind. Hier ein Zitat aus einem zusammenfassenden Protokoll über den Bericht von Schülern aus ihrem Sozialpraktikum:
„Im staatlichen Kindergarten ist eine sehr gespannte Stimmung, die Erzieherinnen schreien die Kinder an, die Kinder verschlagen sich gegenseitig, aber wahrscheinlich sind auch die Elternhäuser an der Lage mit „Schuld“.
Im Montessourikindergarten dürfen die Kinder machen was sie wollen, die Kindergärtnerinnen sind nur da, damit nichts passiert.
Im Waldorfkindergarten ist es ein lockeres miteinander Spielen, wo ein fester Rahmen besteht, der aber kein Zwang ist.“
(Mit Waldorfkindergarten ist hier eine der Spielstuben der damaligen Freien Waldorfschule Kempten gemeint)
Viele Schüler der Schule haben kaum Kontakt zu Schülern anderer Schulen. Solche Aussagen im Unterricht wären sonst wohl kaum möglich.
Durch den eigenen „Lehrplan“ der Schule wird es Schülern sehr erschwert an eine andere Schule zu wechseln.
Die Lehrer
Die Lehrer haben oder hatten zumindest teilweise keine oder keine ausreichende Ausbildung. In der sogenannten Jugendakademie wird Nachwuchs ausgebildet, aber noch viel ideologischer, als es die bisherigen Lehrer schon sind. Es kam in der Vergangenheit mehrmals zu Gewalt gegen Schüler. Dies waren zwar die Taten einzelner Lehrer, jedoch bin ich der Meinung, dass die Gewalt durch das System und die Hierarchie der Schule zumindest gefördert wird.
Die Schule mischt sich ins Privatleben ein
Immer wieder mischte sich die Schule in das Privatleben einzelner Schüler ein. So wurde es z.B. verboten auffällig bedruckte Kleidung oder Piercings zu tragen. Viele Schüler wurden, wie ich, aus fadenscheinigen Gründen von der Schule gegangen. Ich wurde vor die Wahl gestellt, ob ich ein Konzert meiner Band absage oder die Schule verlasse. Dies zeigt wieder, dass es der Schule nicht um Individualität geht. Auch den (immer wieder geforderten) künstlerischen Anspruch kann ich so nicht ernst nehmen.
Die Freie Schule Albris ist nicht kritikfähig
Kritik im Unterricht wird nieder geredet. Die meisten Schüler äußern ihre Kritik deshalb auch gar nicht offen. Hartnäckigere Kritiker werden unter vorgeschobenen Gründen rausgeworfen oder strukturell mundtot gemacht. Kommt Kritik von außen (wie zur Zeit im Internet), wird diese Kritik als das Werk vereinzelter Spinner und als Schmäh- bzw. Hetzkampagne dargestellt. Die Schule droht mit gerichtlichem Vorgehen oder veröffentlicht falsche Behauptungen (siehe: Es scheinen nur noch Lügen zu helfen).
„Es war doch nicht alles schlecht“*
Für die ganz hartnäckigen, die jetzt noch sagen werden „Es war doch bestimmt nicht alles schlecht“: Tom Cruise ist vielleicht auch ein guter Schauspieler. Und Hitler hat die Autobahn gebaut. Ja und? Soll ich das jetzt gegeneinander aufwiegen?
Aber ganz im ernst: auch wenn das staatliche Schulsystem viele Fehler hat, finde ich eigentlich kaum etwas, das an der Freien Schule Albris besser laufen würde. Die Gebäude in Albris sind schöner, dort fand zumindest zu meiner Zeit aber noch kein regulärer Unterricht statt. Es gibt keinen Religionsunterricht, dafür aber esoterische Inhalte in allen Fächern (da ziehe ich die stattliche Schule vor, wo man wenigstens in Ethik gehen kann). Ein wirklichen Vorteil gegenüber staatlichen Schulen würde ich darin sehen, dass die Freie Schule Albris eine Gesamtschule ist, wo Schüler nicht von vorneherein in Schubladen gesteckt werden. Leider schafft die Schule nicht diesem Anspruch gerecht zu werden. Deshalb schiebt sie Schüler, die im regulären Unterricht Probleme haben, in gesonderte Klassen ab, wo kaum noch Förderung stattfindet. Und zu den Lehrern: da gibt es, wie an jeder Schule, unsympathische genau wie sympathische, einige haben ja selbst ihre Kritik an der Schule.
Ich finde es traurig, wenn am Ende das einzig positive an dieser Schule die Gebäude sind, in denen (zukünftig) der Unterricht stattfindet.
*Kein wörtliches Zitat, welches jemand genau so gesagt hat. Es geht hier um eine sinngemäße Wiedergabe.
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